Rockende Blockflöten

Die ungewöhnliche Instrumenten-Kombination der Band Spark: Flügel, Cello, Geige und zwei Blockflöten. Foto: ML

Es war ein ganz besonderer Musikgenuss, den das begeisterte Publikum im Landratsamt mit Standing Ovations feierte: Spark, die klassische Band, erzeugte mit ihrem Programm “Bach Berio Beatles” eine unglaubliche Energie auf der Bühne. Auf spannende und mitreißende Weise gelang es dem Ensemble, die unterschiedlichen Musikstile meisterhaft zu verbinden.

Die fünf Musiker und Musikerinnen zeigten ihr ganzes Können auf verschieden Instrumenten und bewiesen eindrucksvoll, dass virtuos gespielte Blockflöten in allen möglichen Größen und Melodica modern und “cool” klingen können und im Zusammenspiel mit Flügel, Cello und Geige einen voll besetzten Saal, egal ob mit Bach oder Beatles, rocken können. Dazu die charmant-witzige Moderation von Daniel Koschitzki – ein rundum gelungener Konzertabend. CS/ML

Unsagbares sagbar machen

Prof. Tilman Allert erläutert den künstlerischen Werdegang von Joseph Beuys.
Prof. Tilman Allert erläutert den künstlerischen Werdegang von Joseph Beuys. Foto: ML

Prof. Tilmann Allert, Soziologe an der Universität Frankfurt, näherte sich dem Künstler Joseph Beuys, der im letzten Jahr hundert Jahre alt geworden wäre, auf ungewöhnliche, aber höchst spannende Weise.

Den Schlüssel für sein Künstlerportrait lieferte die Soziologie Max Webers, der sich jenseits seiner Forschungen zu Verwaltung, Bürokratie und rationaler Ordnung auch mit der Kunst beschäftigte. Anhand des Weberschen Dreigestirns : Zauberer, Priester und Prophet , die sich auch gerne gegenseitig ins Gehege kommen, erläuterte er den künstlerischen Werdegang  von Beuys vom bildenden Künstler über den Hochschullehrer bis zum politischen Agitator. Dass Beuys in allen drei Stationen seiner Karriere immer wieder sein Publikum provozierte, steht fest; nach Tilmann Allert waren diese Provokationen eher nicht strategisch geplant, sondern authentische Aktionen. Kunst habe die Aufgabe, Unsagbares sagbar zu machen.

Der Künstler Beuys polarisiert immer noch, wie man den Beiträgen aus dem Publikum entnehmen konnte. Bei einigen entstand der Wunsch, im Landesmuseum Darmstadt (noch einmal) die Konfrontation mit dem Werk zu wagen. (ASS)

Betrachten – Beschreiben – Bewerten

Pascal Heß zeigt Gemälde von Paula Modersohn-Becker. Foto: ML

Mit diesem Dreischritt in der Kunstbetrachtung kann man zu anderen Erkenntnissen kommen als durch ständiges Vergleichen mit dem, was in der Malerei vorher und nachher geschaffen wurde. Dies machte der Kunsthistoriker und Kunstvermittler Pascal Heß in seinem eindrucksvollen und unterhaltsamen Vortrag über Paula Modersohn-Becker in dem ausgebuchten Malersaal der Hofheimer Stadthalle vor einem höchst aufmerksamen Publikum deutlich.

Die Zuschauer folgten dem Vortragenden bei dem Experiment, sich den Mond aus dem Bild „Mond über Landschaft“ mit Hilfe des verdeckenden Daumens wegzudenken. Dadurch wurde eine letztendlich konstruierte, nicht illusionistische und sehr moderne Landschaftsmalerei sichtbar, die zugleich eine Darstellung dessen war, was die Malerin in der Natur empfunden und darzustellen versucht hatte.

Voller Wertschätzung für die Leistung von Paula Modersohn-Becker führte Heß den Zuschauer*innen Bilder der Malerin vor. Sein Vortrag gleiche einer Liebeserklärung, drückte es ein Zuschauer aus.

Das Geständnis von Pascal Heß, dass Paula Modersohn-Becker weder zu seinen Lieblingskünstlerinnen gehöre, noch dass er sich eines ihrer Bilder aufhängen würde, gehörte zu den nachdenklich machenden und erheiternden Momenten des Abends. (BMM)