Künstlerische Positionen

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Gespräch: Von links das Künstlerduo Joko von Wolf, Moderator Pascal Heß, Petra Straß, Youngwha Song, Brigitte Sterz und Kunstvereins-Vorsitzende Birgit Müller-Muth. Foto: Becht

Zur Halbzeit der 2. Taunus-Kunst-Triennale trafen sich unter der Leitung des Kunsthistorikers Pascal Heß fünf Künstlerinnen und Künstler der Triennale zu einem Gespräch über ihre Werke. Auf verständige und präzise Art stellte Herr Heß zunächst gemeinsam mit den Teilnehmenden deren ausgestellte Exponate vor: Youngwha Song verlässt mit ihren Werken die Zweidimensionalität des Gemäldes und lässt ihr Motiv sich in den Raum ausdehnen (see and be seen, postionS), während das Künstlerduo Joko von Wolf Fotografien mit grafischen Elementen gestaltet und jeweils Motivpaare in einen erzählerischen Zusammenhang stellt.

Brigitte Sterz komponiert ihre Werke nach streng zuvor festgelegten Regeln, wodurch sie beim Betrachten eine Sogwirkung entfalten. Petra Straß verwandelt sich in ihren Kostümen in eine Figur und bringt deren Besonderheiten und Bedeutung in einem performativen Akt zum Ausdruck.

Die Unterschiedlichkeit der Herangehensweise und der Intentionen führte schon bald zu einem lebhaften Austausch der Künstlerinnen und Künstler untereinander. Sie stellten schließlich fest, dass ihren Werken einige Gemeinsamkeiten zugrunde liegen: Stille zulassen, Einsamkeit empfinden, Empathie verspüren. Dass dies nicht zuletzt mit den Erfahrungen der letzten drei Jahre zusammenhängt, die durch Pandemie und Kriegsbilder bestimmt waren, ist zu vermuten.

Das Publikum wusste die sachkundige und humorvolle Moderation von Pascal Heß zu schätzen und diskutierte lebhaft im Anschluss an die Veranstaltung bei einem Glas Wein. (BMM)

Das Märchenprojekt

Begeisterte ein Erwachsenen-Publikum: Märchen-Erzähler Dr. Heinrich Dickerhoff. Foto: ML

“Erzähl keine Märchen! – Doch!” Unter diesem Motto hatte der Kunstverein Hofheim in Kooperation mit der KulturWerkstatt und der Stadtbücherei am 18. und 19. November 2022 zu einem generationsübergreifenden Projekt eingeladen.

Als eigene literarische Gattung des Märchens hatte sich der Kunstverein vorgenommen, die Bedeutung der Märchen Heranwachsenden und Erwachsenen nahezubringen. Denn Märchen können Lebensoptimismus verleihen, neue Lebensperspektiven eröffnen, Lebensmut und Hoffnung auf ein gelingendes Leben vermitteln.

In seinem Vortrag „Und nun hast du Flügel – Wie Märchen Mut machen“ zeigte Dr. Heinrich Dickerhoff, ehemaliger Präsident der Europäischen Märchengesellschaft, durch sein lebendiges Erzählen verschiedener Märchen auf, wie sich in unterschiedlichen Lebenslagen mit entsprechenden Märchen neue Perspektiven entwickeln können. Dabei konnte man den tiefen Sinn der Märchen, ihre poetische Sprache und ihre Symbole neu für sich entdecken.

Am zweiten Tag konnten Grundschulkinder in die Welt der Märchen eintauchen. Das Schattentheater der Schattenspielerin Anna Fabuli bot an, die Märchen „Kalif Storch“ und „Der Schweinehirt“ kennenzulernen, dabei aber auch, wie man ein Schattentheater baut, um damit zu spielen.

Die KulturWerkstatt Hofheim bot an, mit selbstgebauten Marionetten in märchenhafte Rollen zu schlüpfen.

In der Stadtbücherei Hofheim lösten Kinder auf einer Märchenrallye Aufgaben. Mit einer neuen Drucktechnik wurde die Geschichte zum „Rattenfänger von Hameln“ dargestellt. Und auf einem Parcours mit Roboter musste der Weg zum Märchenschloss gefunden werden.

Die teilnehmenden Kinder hatten viel Spaß an den Aktivitäten. Allerdings hätte die ein oder andere Aktion noch etwas mehr Resonanz verdient gehabt.

Die Welt neu romantisieren!

Von der Kunstvereins-Vorsitzenden Birgit Müller-Muth (links) moderiert las Marion Poschmann aus ihrem Essay “Laubwerk”. Foto: Miriam Block

In voll besetzter Stadtbücherei fand die diesjährige Lesung zur Buchmesse statt. Die amtierende Stadtschreiberin von Bergen Enkheim, Marion Poschmann, las aus ihrem preisgekrönten Essay „Laubwerk“. Mit Bildern illustrierte sie, was sie in poetischer Sprache über unseren Umgang mit Bäumen klug, humorvoll und kritisch beschreibt: die kulturellen Unterschiede in der Wahrnehmung der Herbstsaison, die symbolische Bedeutung von Baum- und Blattmotiven in Literatur und Ornamentik, die Reaktion auf den Klimawandel durch Pflanzung anpassungsfähiger Baumarten.

Der Vortragston ihrer poetischen Reflexionen war gut gewählt und zog die Zuhörerinnen und Zuhörer in den Bann. Mit feiner Ironie wies sie auf die Umbenennung von „Sumpf-Eiche“ in „Spree-Eiche“ im Berliner Regierungsviertel hin. Mit Zahlen, Daten und Fakten veranschaulichte sie, dass Neupflanzungen von Bäumen nur ein Teil der Lösung zur Feinstaubfilterung und Verbesserung der Luftqualität ist und nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass es dringend um die Bewahrung des alten Baumbestandes gehen muss.

Eine beeindruckende Kostprobe davon, wie sie Naturerleben in ihrer Lyrik verarbeitet, gab Frau Poschmann mit einem Gedicht, das sie zu einem Gemälde von Jacob Isaackszoon Ruisdael geschrieben hat.

Die Frage, ob die Welt romantisiert werden muss, wie Novalis es im 19. Jahrundert forderte, beantwortete sie mit dem Hinweis darauf, dass es dabei nicht um eine romantisierende Verklärung der Welt gehen kann. Vielmehr kann man diesen Gedanken in der Folge der Aufklärung als Forderung der Vernunft verstehen, die dazu anregt, die Fragilität und Einzigartigkeit der Natur und der in ihr lebenden Wesen wahrzunehmen und ihnen mit Respekt zu begegnen. Unter ökologischen Gesichtspunkten gewinnt diese Position eine hohe Aktualität.