Der Andrang war groß, das Interesse an der Lesung mit Bernhard Schlink und seinem neuen Buch “Die Enkelin” riesig. Ganz sicher auch, weil der Autor mit seinem Bestseller “Der Vorleser”, der später auch mit Kate Winslet erfolgreich verfilmt wurde, international berühmt wurde. Ebenso wie als Schriftsteller einer Reihe von belletristischen Romanen hat Prof. Dr. Schlink aber auch eine Karriere als Jurist gemacht.
Aus „Die Enkelin“ las Bernhard Schlink im ausverkauften Malersaal der Stadthalle drei verschiedene Passagen vor. Die erste stammt aus dem Manuskript der verstorbenen Frau des Protagonisten Kaspar und spielt 1964 in Ostberlin. Es herrscht Aufbruchstimmung und Kaspar verliebt sich in seine zukünftige Frau.
Der zweite Text kreist um den Besuch des Protagonisten etwa 40 Jahre später in einer völkischen Blut- und Bodengemeinschaft in Nordostdeutschland. Dort sucht der unverhofft zum Großvater mutierte Kaspar seine Stiefenkelin.
Zum Schluss las Bernhard Schlink eine Textstelle vor, in der der Großvater versucht, sich mit dem ihm vollkommen fremden Weltbild der Enkelin auseinanderzusetzen und ihr Literatur, Musik und Kunst näherzubringen.
Moderiert von Angelika Schriever-Steinberg kam der Autor dann mit den Zuhörern ins Gespräch. Schlink berichtete von seinen Erfahrungen mit StudentInnen und KollegInnen als Gastprofessor an der Humboldt Universität kurz nach dem Mauerfall und als Berater des Runden Tischs für eine neue Verfassung der DDR. Damit sich Ost- und Westdeutsche weiter näherkommen, sollten auch Westdeutsche mehr Interesse und Neugier zeigen; dies hätte schon viel früher durch breit organisierte Schüler- und Studentenaustausche in Gang gesetzt werden können.
Ein interessanter, gelungener Abend mit einem Weltautor beim Kunstverein Hofheim.