Heinz Battke – facettenreicher Künstler und Grandseigneur

Marian Stein-Steinfeld porträtierte den für viele unbekannten Künstler Heinz Battke. Foto: BMM

Wie kann man ein ereignisreiches, bewegtes (Künstler-)Leben in 90 Minuten präsentieren? Marian Stein-Steinfeld verstand es, in ihrem Vortrag im gut besuchten Stadtmuseum den für viele unbekannten Künstler Heinz Battke auf persönliche Art zu porträtieren.

Heinz Battke wurde im Jahr 1900 in Berlin geboren und bezeichnete sich in feiner Selbstironie als Angehörigen des “Jahrgangs 00”. Mit 18 Jahren besuchte er die private Kunstschule von Adolf Propp in Berlin, zeitgleich mit Lotte Laserstein, und wurde dann Schüler von Karl Hofer an der Preußischen Akademie der Künste. Er arbeitete als Typograph und Gebrauchsgrafiker.

Darüber hinaus engagierte er sich zunächst ehrenamtlich für das Berliner Schlossmuseum und entwickelte sich zu einem kenntnisreichen Wissenschaftler auf dem Gebiet historischer Ringe. Aus diesem Interesse heraus baute er seine sehenswerte private Ringsammlung auf, die sich heute zum Teil im Schmuckmuseum Pforzheim befindet. Von dort stammten auch die Ringe in der aktuellen Ausstellung.

Auf seinen Reisen durch Europa entstanden Ölbilder und Aquarelle mit Landschaften und Stillleben. Ausdruck seiner künstlerischen Selbstbefragungen schlugen sich in zahlreichen Selbstbildnissen nieder.

Es ist anzunehmen, dass Heinz Battke aufgrund der zunehmend bedrohlichen politischen Situation 1935 das Angebot ablehnte, die Leitung einer Malklasse an der Rheinischen Kunstakademie zu übernehmen und seiner Mutter ins Exil nach Florenz folgte. Im Folgejahr wurde er aus der Reichskulturkammer als “entarteter” Künstler ausgeschlossen. Das schützte ihn jedoch nicht davor, 1941 von der Wehrmacht wegen seiner Italienisch-Kenntnisse als Dolmetscher in Sizilien verpflichtet zu werden. Von den Alliierten wurde er dann als Angehöriger der Wehrmacht bis Juli 1945 im Lager Padula interniert. Der Maler Heinrich Steiner schilderte Battkes Aussehen nach der einjährigen Internierung: “Er war grauhaarig geworden. Die Lagerzeit war für ihn sehr hart geworden.” In dieser Zeit fing er an zu zeichnen und behielt dies vorrangig als künstlerische Ausdruckstechnik bei.

In Florenz stand Heinz Battke in freundschaftlichen Verbindungen zu vielen anderen Emigranten, insbesondere zu Hans Purrmann, Emy Roeder und Rudolf Levy. Nach dem Krieg unterstützte er Genia Levy dabei, verbliebene Werke von Rudolf Levy aufzuspüren. Er hatte Bilder, die in Florenz lagerten, gesichert.

Nach diesen höchst eindrücklichen Schilderungen, die auch das Schicksal anderer von den Nationalsozialisten verfolgter und verfemter Künstler streiften, hatte Marian Stein-Steinfeld noch Stimmen von Battkes Freunden parat:

“Trat er in einen Raum, einen Kreis ein, dann merkte jeder der Anwesenden auf – nicht eigentlich der ansehnlichen Erscheinung wegen, auch nicht der besonderen Haltung wegen, die etwas Überzeitliches hatte, sondern es ging eine Ausstrahlung von ihm aus, die irgendwie jeden traf.” (Hanna Bekker)

“In Gesprächen war er nie witzig, aber voll Esprit, ein Liebhaber feiner Ironie und großer Gesten.” (Kunsthistoriker Wieland Schmied)

Den “musikalischen” Ausklang dieses erkenntnisreichen Abends bildete die ausdrucksstarke Zeichnung “Gershwin-Konzert” von 1959. BMM/CP