Autorenlesung mit Harald Jähner
12. November 2021
Harald Jähner, der Autor des Buchs “Wolfszeit”.
Harald Jähner nennt sein Buch über Deutschland in den Jahren 1945-55 „Wolfszeit“. 2019 hat er dafür den Sachbuch/Essaypreis der Leipziger Buchmesse bekommen. Es ist eine Mentalitätsgeschichte Deutschlands in den ersten Jahren nach dem Krieg, dessen niemals erwartete Niederlage das Land in den geistigen und materiellen Abgrund stürzte. Dessen Städte und Dörfer aussahen wie Aleppo und Idlib heute, aber voller „displaced persons“ waren. Millionen Menschen lebten nicht mehr dort, wo sie hingehörten: Ausgebombte, Flüchtlinge, überlebende Tote aus den KZs, den Gefangenenlagern. Diejenigen, denen dieses Schicksal erspart blieb, zeigten häufig eine Hartherzigkeit, über die später kaum noch gesprochen wurde.
Es wurde aber nicht nur geschwiegen, es wurde durchaus geredet. Auch in den Familien. Ein neues Opferbild wurde aufgebaut, das vom armen, verhungernden deutschen Volk, das man erst verführt und dann auch noch fast der Hälfte seines Staatsgebietes „beraubt“ hatte. Geschwiegen wurde über die Ursachen. Das Schuldgefühl war allenfalls subkutan. Hätte man es zugelassen, es wäre nicht auszuhalten gewesen. Aber das Leben stand nicht still, es ging sogar sehr steil bergauf: mit Jazz, Lucky Strike und Nylons.
Harald Jähner, geb. 1953 im Ruhrpott, studierte in Freiburg und Berlin, war viele Jahrzehnte lang Feuilletonchef der „Berliner Zeitung“, freier Mitarbeiter der FAZ und ist seit 2011 Honorarprofessor für Kulturjournalismus der Universität der Künste in Berlin. Die Autorenlesung moderiert Dr. Viktoria Pollmann.
STADTHALLE HOFHEIM, Chinonplatz 4
Freitag, 12. November 2021, 20 Uhr
Karten nur im Vorverkauf: 12,00 € (Mitglieder 10,00 €). Jugendliche bis 18 Jahren haben freien Eintritt, bei vorheriger Anmeldung. Anmeldung und Kartenverkauf online über www.kunstvereinhofheim.de und in den Hofheimer Buchhandlungen Tolksdorf und Altes Rathaus.
Reservierung / Anmeldung
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