Gesichtsverlust

Zum Teil verblüffende Erkenntnisse: Ulrich Koch bei seinem Vortrag im Museum. Foto: BMM

Bei der zweiten Veranstaltung des Kunstvereins zur Taunus-Kunst-Triennale stand die Wirkmächtigkeit von Masken auf zwischenmenschliche Kommunikation und Interaktion im Mittelpunkt des Vortrags von Ulrich Koch. Koch, der als Arzt für Homöopathie und integrative Medizin praktiziert, setzte Ergebnisse aus der Neurowissenschaft und der Verhaltensforschung in teilweise verblüffende Beziehungen zu ausgewählten Werken der Triennale.

Nach einem kurzen Exkurs über die Anfänge der Masken und die Bedeutung von Masken im antiken Theater wandte er sich den Exponaten der Ausstellung zu. Das Werk „Ohne Lächeln sind wir maskenähnlich“ von Angela Preijs verweist auf das Still-face-Experiment des US-amerikanischen Entwicklungspsychologen Edward Tronick. Darin wird nachgewiesen, wie wichtig die Mimik der Bezugsperson für Säuglinge ist, um Vertrauen in die Welt aufzubauen.

Was macht es mit uns, wenn wir ständig in von FFP2-Masken verhüllte Gesichter schauen? Die Werke von Jörg Strobel thematisieren Fremdheit und Verlassenheit. Direkter zwischenmenschlicher Kontakt lässt sich nur unzureichend über den Videochat ersetzen, weil zum Aufbau von Empathie und Bindungsfähigkeit das reale Erleben des Gegenübers gehört. „Behind the screen“ unternimmt, so betrachtet, den Versuch, aus der Isolation am Bildschirm auszubrechen. Die „Maskerade“ kann durchaus humorvolle Züge annehmen, wie die Bilder von Barbara Heier-Rainer zeigen. Schließlich bleiben uns noch die Augen, wie sie in der Skulptur von Youngwha Song in alle Richtungen blicken. „See and be seen“.

An dieser Stelle sind dies nur ein paar Anregungen zum Weiterdenken, die der Vortrag bot und über die es sich trefflich bei einem Glas Wein weiterdiskutieren ließ. (BMM)