Erst liest Autor Harald Jähner eine halbe Stunde lang aus dem Eingangskapitel seines Buches “Wolfszeit”, dann fesselt er sein Publikum im Malersaal der Stadthalle Hofheim mit eindrucksvollen Bildern aus der Zeit zwischen 1945 und 1955 samt den kleinen Geschichten und Anekdoten dahinter.
Der frühere Feuilletonchef der Berliner Zeitung hat eine relativ wenig bearbeitete Zeitspanne der deutschen Nachkriegsgeschichte meisterhaft und mehrfach prämiert als Mentalitätsgeschichte beschrieben. In seinem Buch und dem danach erschienenen Bildband mit dem gleichen Titel versucht er darzustellen, wie und was die Menschen in dieser schwierigen, unmittelbaren Nachkriegszeit – die er „Wolfszeit“ nennt – gedacht und gefühlt haben, wie sie in dieser Trümmerlandschaft überlebt haben und wie sie mit der Überwindung der zurückliegenden Kriegs- und Gesellschaftskatastrophe versuchten, weiterzuleben. Er vermittelt dabei das Bild einer Zeit, in der nicht nur Not herrschte, sondern auch Lebensmut und Vergnügen existierte.
Fazit: Ein faszinierendes Buch und ein stimmiger Abend voller eindrucksvoller Impressionen und Illustrationen. Und als Moderatorin Viktoria Pollmann am Ende die Corona-gerecht mit Abstand sitzenden Zuhörer fragte, ob sie lieber Fragen stellen oder noch mehr hören wollten, wurde einhellig die Lesung gewählt – was der Autor zu Recht als Kompliment verstand!